Die Schneeballschlacht

Die Schneeballschlacht

Grad fällt das allerletzte Blatt, der Wald ist kahl

Ein grauer Esel friert im Stall, und drunt´ im Tal

mäht leis ein junges Schaf und denkt an frisches Grün

entsinnt des Morgens sich, als es noch kühn

den letzen saftgen Halm des Jahrs sich einverleibt

Und wie es sich mit Denken so die Zeit vertreibt,

trifft´s Schaf ein Schneeball an der vierten Euterzitze

"Mäh!" blökt das arme Tier. "Das war doch jene Spitze,

Die mich seit letztem Mittwoch plagt! Ach, weh!"

Wird man nun Schneemilch oder Eiskaffee

aus der getroffnen Zitze melken?, plagts das Schaf,

als es ein zweiter, gut gezielter Schneeball traf.

"Zu Hilfe!", blökte es. "Ach, man greift mich an!"

Das war der Zeitpunkt, dass die große Schlacht begann:

Die Schneeballschlacht am kleinen großen Horn.

Die Kinder der Familie Hagedorn

Waren die Angreifer. Der Feind: ein Schaf

Es stand nur da, ganz still und stumm und brav.

Zack. Ein Schneeball voll ins Rippchen, ein andrer ins Kotelett

"Halt! Hört doch auf zu werfen! Ich find das gar nicht nett!

Ganz friedlich hier zu mampfen, war eigentlich mein Plan.

Ihr Hagedornschen Kinder, seid ihr denn voll im Wahn?"

Da wandte sich die Horde jenem grauen Esel zu

Dem zitterten die Ohren und auch der Rest dazu.

"Ach hätt ich den Stall nicht verlassen. Nun ist es aus mit mir!

Wie gerne wär ich jetzto ein aufblasbares Gummitier.

Einjeder Schneeball prallte zurück auf seinen Werfer."

Und gleich ward der Konflikt auch ungleich schärfer

Denn nunmehr war das Schaf nicht mehr allein

Sie standen nun so stillstummbrav zu zwein,

fest vereint im gewaltfreien Widerstand

wie die Helden aus jenem Gewaltfreiheitsliederband

wo"s so schön in der dritten Strophe heißt:

Wer den Schneeball auf brave Tiere schmeißt,

dem soll Hoden- und Eutersack gefrieren,

der soll Zähne und Fell auf einmal verlieren,

auf dass er solch schändliche Tat nimmer macht.

Also Schneeballschlacht, ja! Doch immer fein sacht!

© Fey & Genähr

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